Kurzgeschichten
Selbstmord
Ich kann nicht verstehen, wenn sich keiner mitverantwortlich fühlt. Wenn sich ein Freund oder ein Familienmitglied das Leben nimmt, liegt das nicht nur an einem Zwischenfall. Ich denke das der- oder diejenige viele Probleme auf einmal hat. Es treffen einfach mehrere Zwischenfälle aufeinander und man weiß keinen Ausweg mehr! Man denkt, wenn man nicht mehr lebt, lösen sich alle Probleme in Luft auf. Das mag ja stimmen aber man bedenkt in dem Moment nicht was für ein Leid man bei Freunden und Verwandten hinterlässt.
Wenn man jemanden durch Suizid verliert ist man erst einmal schockiert und traurig. Es kommt auch vor, dass man dem Selbstmörder Vorwürfe macht, warum er das gemacht hat. Man kann nicht verstehen warum er sich umgebracht hat. Vielleicht war er immer fröhlich und hat viel gelacht. Manchmal merkt man es dem Selbstmörder nicht an, wenn es ihm schlecht geht. Er hat eine Fassade aufgebaut und es ist für andere schwierig diese Schutzmauer aufzubrechen. Derjenige möchte oft nicht, dass andere hinter seine Fassade gucken.
Man sollte auf jedes kleine Anzeichen von Selbstmordgedanken achten. Sei es ein Wort, eine Geste, ein Blick oder andere kleine Dinge.
Ich denke es gibt gespaltene Meinungen über Selbstmord.
Einerseits finde ich es unfair gegenüber den Hinterbliebenen, weil sie traurig sind und Unverständnis zeigen gegenüber dem Suizid und oft auch Wut zeigen, weil sie nicht wissen wie sie diesen Vorfall verkraften und verarbeiten sollen.
Andererseits kann ich mich auch gut in den Menschen hineinversetzen der Suizid begeht. Alle sagen zwar, dass es immer einen Ausweg gibt aber, wenn ganz viele Probleme sich anhäufen, kann die Psyche irgendwann nicht mehr und man will sich nur noch von dieser Last befreien und sieht den Suizid als letzten Ausweg.
Es ist immer schwer zu sagen ob man sich umbringen würde, wenn die Probleme einen erdrücken. Es kommt immer auf die Situation an.
Ich denke, dass das Thema Selbstmord ein schwieriges und diskussionsreiches Thema ist.
Spaziergang
Sie ging schon eine ganze Weile am Wasser entlang, bis sie an eine Stelle kam an der sie rasten wollte. Das Gras war hochgewachsen und weich. Keine Ameisen weit und breit. Was aber noch viel wichtiger war, sie war alleine. Keine Menschenseele zu sehen oder zu hören. Sie wollte nachdenken und dazu brauchte sie Ruhe. Eine Weile hörte sie den Vögeln bei ihrem abendlichen Konzert zu. Beobachtete den fluss des Wassers und hörte das leise Plätschern, wenn der Fluss über einige Hindernisse floss. Einige Grillen zirpten im Gras und neben ihr sprang ein kleiner Frosch von Blatt zu Blatt.
Nachdem sie der Natur einige Minuten aufmerksam gelauscht hatte, dachte sie über ihr Leben nach. Wie war ihr Leben bisher verlaufen, wie war der jetzige Stand und wie würde die Zukunft aussehen?
Bisher verlief nichts nach Plan. Kein Wunsch oder Traum hatte sich bisher verwirklichen lassen. Sie hatte seit langem das Gefühl auf der Stelle zu treten. Kein angenehmes Gefühl, nein. Sie wollte weiterkommen aber aus eigener Kraft, die sie schon ihr ganzes Leben gebrauchte schaffte sie es nicht. Ihre Kraftreserven waren erschöpft und die restlichen, die sie noch hatte, verwendete sie für die Bewältigung des Alltags.
Für die Verwirklichung von Wünschen und Träumen blieben keine übrig.
Selbstzerstörung
Eins, zwei, drei. Der Schweiß rinnt ihr von der Stirn. Sie ist bei ihrem alltäglichen Fitnessprogramm. Ihr Puls rast und sie merkt wie ihr Herz immer härter gegen den Brustkorb schlägt. Eins, zwei, drei. Ihr Brustkorb verengt sich und sie bekommt kaum noch Luft. Doch unermüdlich macht sie weiterhin ihre Liegestütze. Bei 300 Stück hört sie endlich auf. Jetzt kommen die Sit-up´s dran. ins,zwei, drei. Danach das Hanteltraining. Erst als sie kraftlos zu Boden sackt und am ganzen Körper zittert hört sie auf. Das tut gut. Bis zur totalen Erschöpfung trainieren.
Kaum kann sie wieder aufrecht gehen, macht sie sich auf den Weg in die Küche um ihr Teppichmesser zu holen. Durch die Anstrengungen sind die Adern deutlich zu sehen und sie fängt an sich mit dem Messer den Arm aufzuritzen. Sie sieht fasziniert zu wie das Blut auf den Boden tropft. Jetzt endlich hat sie wieder das Gefühl zu leben. Sie spürt den wunderbarenn Schmerz. Ein lebendiges Gefühl. Sie hat wieder gute Laune. Sie stillt die Blutung und denkt über den Sinn des Lebens nach. Was ist der Sinn? Wie oft hat sie darüber schon nachgedacht und keine Antwort gefunden. Irgendwelchen Sinn muss es doch haben, dass wir leben. Aber welchen? Auch über ihre Vergangenheit denkt sie mal wieder nach. Was ist gut verlaufen und was schlecht? Was hat sie daraus gelernt? Warum muss man überhaupt schlechte Erfahrungen machen? Sollen es Lehren für das weitere Leben sein? Auf einige Erfahrungen hätte sie gerne verzichtet. Aber wäre sie dann ein anderer Mensch? Wahrscheinlich. So viele Fragen schwirren in ihrem Kopf herum und keine zufriedenstellenden Antworten.
Gefühlschaos
Bittere Galle steigt ihr auf. Ihr ist kotzübel. Nein, krank ist sie eigentlich nicht. Ihr geht´s heute wieder total dreckig. Wut hat sie im Bauch. Wut, die sich wie ein Magengeschwür in ihrem Bauch festgesetzt hat. Aber sie kann sie nicht heraus operieren lassen. Leider. Wut, die nicht herausdarf. Wie würde das aussehen, wenn sie plötzlich rumschreien würde.. Ausrasten, überschäumen. Sie, die Nette von nebenan, die immer lächelt. In jeder Situation einen klaren Kopf behält. Sie, die immer mit jedem Geduld hat und ständig gute Laune verbreitet. Nein, das darf nicht sein. Sie muss ihre Wut weiterhin in ihrem Bauch behalten. Vielleicht sollte sie wieder regelmäßig ihre Tabletten nehmen. Keine Psychopharmaka, nein. Pflanzliche Johanniskrauttabletten. Sollen gegen Unruhe helfen. Regelmäßig, sie muss sie regelmäßig nehmen. Sonst helfen sie nicht. Und wenn sie dann ruhig ist? Kommen dann ihre Depressionen wieder? Wenn sich ihre Gedanken wieder und wieder im Kreis drehen. Sie auf kein Ergebnis kommt. Was ist besser? Unterdrückte Wut oder Depressionen? Fängtja schon wieder an. Noch nicht mal auf diese Frage hat sie eine Antwort. Dann kommt noch ihre Todessehnsucht dazu. Darf sie gar keinem erzählen. Sie würde sofort in die Psychatrie kommen. Aber was kann sie dafür? Sie stellt sich de Tod als Erlösung vor. Was Schönes. Alle Probleme wären verschwunden. Aber zum Umbringen ist sie zu feige und vielleicht wird es ja doch irgendwann besser. Ab und zu ist da ein kleiner Lichtblick. Schwach und unscheinbar aber er ist da und nicht zu ignorieren. Momente in denen sie an das Leben glaubt. Hoffnung auf ein glückliches Leben. Hin und hergerissen, auf und ab. Wie ein Flummi. Nicht zum Stillstand kommend.
Neidisch beobachtet sie andere Menschen. Wie sie lachen. Glücklich sind. Ohne nachzudenken. Die werden auch ihre Probleme haben. Das weiß sie. Da ist es wieder. Ihr schlechtes Gewissen. Andere haben viel größere Probleme. Dagegen sind ihre doch nichts. Kinderkram. Verdammt sie merkt schon wieder wie sie durchdrehen will. Alles kurz und klein schlagen, rumschreien. Sie muss wieder Sport machen, wenn sie Zeit hat. Sport und arbeiten, nicht zur Ruhe kommen. Bloß keine Ruhe. Sonst dreht sie durch. Sie hört auf. Muss eine Pause einlegen. Sonst steigert sie sich zu sehr hinein.
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